Österreichische Arbeitsklimaindex
Kellnerin und Regalbetreuer sind die unbeliebtesten Jobs in Österreich
Der aktuelle Arbeitsklima Index (eine vierteljährliche Umfrage unter österreichischen Arbeitnehmern) der Arbeiterkammer Oberösterreich zeigt eine generelle Verschlechterung der Zufriedenheit der Österreicher mit ihrer Arbeitszeitsituation über die letzten Jahre. Im Durchschnitt wollen Beschäftigte gerne 2,2 Stunden am Tag weniger arbeiten. Dies gilt quer durch alle Branchen und Berufe. Ein eklatanter Gegensatz zu dem, von der letzten Regierung veranlassten „Zwölf Stunden Tag“, welche bereits in einem Drittel aller Unternehmen mit Gleitzeit praktiziert wird. Die negativen Seiten dieser Entwicklung fasst Georg Michenthaler, Sozialforscher IFES folgendermaßen zusammen:
Diese Unzufriedenheit äußert sich jedoch nicht ausnehmend in den erwähnten Anzeichen, sondern auch in einer zunehmenden Fluktuation am Arbeitsmarkt. So will ein Fünftel - zirka 700.000 Beschäftigte - den jetzigen Betrieb oder gar das Berufsfeld wechseln. Besonders betroffen sind hiervon die Problembereiche Gastronomie und Tourismus aber auch der Handel. Mag. Christoph Hofinger, Sozialforscher bei SORA, darüber welche Jobs die unbeliebtesten sind, wo die ÖsterreicherInnen die häufigste Neigung haben ihren Beruf zu wechseln, und welche Berufe besonders beliebt sind:
„Wir haben eine relativ starke Neigung in dem Bereich: Kellner und Gastgewerbe mit 39 %, 36% unter den Regalbetreuern im Handel spielen mit dem Gedanken den Job zu wechseln. Und auch die übrigen Angestellten im Tourismus haben eine gewisse Neigung zu wechseln, wo 32% innerlich auf dem Absprung sind. Umgekehrt ist es so, dass es Berufe gibt, wo relativ wenige den Gedanken in sich tragen woanders hin zu wechseln. Einerseits sind es Bankangestellte, wo 7% sagen ich könnte mir vorstellen woanders zu arbeiten und 8% Wechselbereitschaft gibt es in der öffentlichen Sicherheit, also der Polizei und überhaupt den Angestellten im öffentlichen Bereich. Vielleicht etwas überraschend auch in den Pflegeberufen, wo wir wissen, dass sie sehr herausfordernd sind, aber bei all den Belastungen die dort auftreten, ist mit 8% die Neigung zu wechseln relativ gering “
Während es auch Ausnahmen wie den Bereich IT gibt, in welchem Überstunden großteils als gegeben in Kauf genommen werden, sind vor allem auch Eltern unter jenen die Arbeitszeit lieber reduzieren möchten. Gerade hier klafft die Schere zwischen Männern und Frauen auch besonders auseinander, so arbeiten besonders Väter mit Kindern über sechs Jahren besonders lange (43,8 Stunden) und würden dies aber gerne reduzieren (in der Regel um 4,1 Stunden). Frauen in vergleichbarer Position, die ja noch immer einen Großteil der Erziehung und Hausarbeit mit der Erwerbstätigkeit vereinbaren müssen, arbeiten in der Regel 31,5 Stunden, noch immer 1,6 Stunden mehr als gewünscht. So zieht auch Dr. Johann Kalliauer, Präsident der AK-Oberösterreich, ein eher kämpferisches Resümee aus dem Index.
„Wir glauben, dass zum Beispiel das Thema Arbeitszeit, in der letzten Zeit in die genau verkehrte Richtung geht. Es ist glaube ich, keine Überraschung wenn ich sage, die 12 und 60 Stunden waren der falsche Schritt, weil es natürlich die Verlockung für Unternehmen erhöht auf kurzfristige Problemlösungen zu setzen und mit überlangen Arbeitszeiten zu agieren, was aus unserer Sicht negative Folgen in mehrerer Hinsicht hat, sowohl mit der Arbeitszufriedenheit aber auch der Gesundheit. Daher glaube ich, dass wir gut beraten wären, wenn der Gesetzgeber, das wieder auf ein vernünftiges Maß zurückfährt, die Alternative wäre, dass Gewerkschaften auf KV Ebene, das reparieren, was die Regierung salopp gesagt verkorkst hat, dies ist aber auch ein längerer Prozess.“