Volkshilfe Österreich Umfrage
Situation pflegender Angehöriger in der Corona-Krise
Pflegende Angehörige stellen im österreichischen Pflegesystem die tragende Säule dar. Aktuell gibt es hierzulande über 460.000 PflegegeldbeziehenInnen, wovon rund 80 % zu Hause durch die eigene Familie betreut werden. Nur ein Viertel genießt zusätzliche Betreuung durch mobile Dienste. Viele pflegebedürftige Menschen wurden im Zuge des Corona-Lockdowns zusätzlich belastet, indem ergänzende Angebote für sie ausgefallen sind, wie Tagesbetreuung, Nachbarschaftshilfe oder diverse Therapieformen. Besonders stark haben derzeit finanziell schwache Demenzerkrankte unter der Situation zu leiden. Volkshilfe Direktor Mag. (FH) Erich Fenninger, DAS, von der Geschäftsführung:
„50 % der Befragten geben an, dass die Corona-Krise ihre Pflegesituation stark beeinflusst hat, 22 % meinen, ein wenig. Nur 14 % geben an, dass diese keine Veränderung für sie gebracht hat. Dabei wir sehen sehr stark, dass die Belastung als eine Folge der Maßnahmen, der Angst und der Unsicherheit zu bewerten ist. Und wir sehen auch, dass sich das Netz, das ja entsteht, wenn jemand demenziell erkrankt ist, plötzlich ausdünnt, löchrig wird und sich etliche Gruppen hieraus verabschieden. Wir können das festmachen, dass 32 % der Menschen in dieser Zeit keine Musik-, Physio-, Ergo- und Psychotherapie erhalten haben.“In der Umfrage geben 72 % aller Befragten an, dass die Krise auf ihre Pflege- und Betreuungssituation merkbare Auswirkungen hatte. Über drei Viertel mussten gar den Familienalltag umstellen und wurden zeitlich zusätzlich in Anspruch genommen. In puncto Schutzmaßnahmen und Pflegeausrüstung waren sie überdies dem freien Markt ausgeliefert. Unter den hundert befragten Personen waren 70 Frauen, die meisten zwischen 50 und 60 Jahre alt, viele auch älter. Die Hälfte dieser Frauen ist zudem beruflich tätig. Die Überforderung für pflegende Angehörige sei momentan enorm, sowohl zeitlich als auch finanziell, so Fenninger:
Als größte Belastung überhaupt wird von 37 % der Befragten der Umstand gesehen, dass man als pflegende Instanz immer präsent sein müsse. Und für gar die Hälfte der Befragten stellt die Betreuung von Angehörigen auch eine finanzielle Belastung dar. Die Volkshilfe sucht daher nach Mitteln und Wegen, diese Menschen rasch und möglichst langfristig zu entlasten. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist der Demenz-Hilfe-Fonds. Prof. Ewald Sacher, Präsident der Volkshilfe:
„Gerade bei Menschen, die an Demenz erkrankt sind ist es keine Frage der finanziellen Situation, ob ich dement werde oder nicht. Es werden alle Menschen von Demenz gleichermaßen betroffen. Aber gerade jene, die in finanzieller schwieriger Situation sind, haben noch zusätzlich Schwierigkeiten bekommen. Und hier darf ich darauf verweisen, dass in dieser finanziellen Notsituation die Volkshilfe Österreich eine einzigartige Einrichtung geschaffen hat, nämlich den Demenz-Hilfefonds. Dieser wird gespeist aus Spenden sowie Nachlässen und wir haben bisher in den letzten sieben, acht Jahren über 1.400 Menschen finanziell unterstützen können dank dieses Demenz-Hilfefonds.“