17.Juli, 2019

Zunehmende Gewalt an Ärzten

Ärztekammer fordert besseren Schutz des Gesundheitspersonals!

Die Österreichische Ärztekammer fordert auf Grund von zunehmender Gewalt gegen Bedienstete im Gesundheitswesen mehr Maßnahmen zum Schutze des Personals. Nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa vermelden Ärzte einen Anstieg von aggressiven Übergriffen. Das wurde erst vor kurzem der Öffentlichkeit wieder bewusst, als ein Arzt des Wiener Kaiser-Franz-Josef Spitals von einem Patienten niedergestochen wurde. Auch wenn dies ein Einzelfall eines verwirrten Täters gewesen sein dürfte, so sind die Übergriffe an sich laut Ärztekammer alles andere als Einzelfälle erklärt Thomas Szekeres, Präsident der Österreichischen Ärztekammer und Präsident der Wiener Ärztekammer:

„Ich war vergangene Woche auch bei einem internationalen Treffen der deutschsprachigen Ärztevertretungen und wir haben dort hören müssen, dass Aggression gegen Angehörige der Gesundheitsberufe kein österreichisches Phänomen ist, sondern international immer häufiger wird. Sowohl aus Italien, als auch aus Deutschland hat es Berichte gegeben und in Italien ist es dazu gekommen, dass die Strafen gegen Aggressoren im Gesundheitsbereich verschärft wurden. Auch wir haben die Forderung bereits vor einiger Zeit aufgestellt, dass tätliche Angriffe auf Personal aus dem Gesundheitsbereich strafrechtlich ähnlich geahndet werden, wie Angriffe auf Polizisten, Sachverständige oder Buschauffeure und so wie es aussieht wird die ÖVP auch einen entsprechenden Antrag im Parlament einbringen. Das löst nicht jegliches Problem, aber es schreckt einzelne Täter hoffentlich ab. Wir müssen hier ein Bündel an Maßnahmen setzen, um diese Aggressionen, die wir im Spital sehen, hintanzuhalten.“

Auf diese Problematik wies unter anderem schon der Ärztemonitor 2018 hin, als er über eine tägliche Häufung von körperlichen Aggressionen gegenüber Pflegepersonal von 75 Fällen pro Tag berichtete. Gerade in den Notfallabteilungen können leicht Emotionen hochkochen, da auf der einen Seite die Patienten sich nicht gerecht behandelt fühlen, auf der anderen Seite das Personal aufgrund von Überlastung schon am Limit arbeitet berichtet auch Dr. Brigitte Steininger, Vizepräsidentin der burgenländischen Ärztekammer:

„Überlastete Ambulanzen sind natürlich Nährboden für Aggressionen. Patienten fühlen sich nicht verstanden, warum sie im Triage-System in eine Reihenfolge gereiht werden, die sie nicht nachvollziehen können. Es bedarf auch einer vermehrten Aufklärung der Patienten, dass Notfälle vorher dran kommen müssen. Aber jeder Patient sieht sich als persönlicher Notfall und will natürlich seinen subjektiven Standpunkt durchsetzen. Wir haben wirklich überall in Österreich überlastete Ambulanzen und zu wenig Personal. Nicht nur im Bereich der Ärzte, sondern auch der Pflege und daher sollte man dringen die Versorgung in den Ambulanzen stärken, Personal aufstocken und auch Leute dazu zu bringen den freien Zugang zu Ambulanzen zu beschränken, da eigentlich wirklich nur Notfälle in den Krankenhäusern versorgt werden müssen und wir müssen dringend den niedergelassenen Bereich auch hier unterstützen.“

 Auf eine ähnliche Lösung pocht auch Dr. Szekeres und führt das Allgemeine Krankenhaus Wien als Beispiel an, wo parallel zur Notfallaufnahme eine allgemein medizinische Ambulanz eingerichtet wurde. Allerdings sind auch niedergelassene Ärzte von der Gewaltspirale betroffen. MR Dr. Johannes Steinhart, Vizepräsident und Kurienobmann niedergelassene Ärzte der Österreichischen Ärztekammer und der Wiener Ärztekammer weiß davon zu berichten:

„Wir haben eine kurze Online-Umfrage unter Hausärzten gemacht und da hat sich schon abgezeichnet, dass ein nicht unwesentlicher Teil, also mehr als die Hälfte der Kolleginnen und Kollegen hat immer wieder den Eindruck geäußert, dass Gewalt und Aggression zunimmt. Immerhin sind doch fast 100 Prozent in den letzten zwei Jahren verbal bedroht worden, wegen einer nicht genehmigten Leistung oder einer nicht getanen Krankschreibung. Das sind also die klassischen Themen, wo manchmal Aggression auftritt und das ist schon ein nicht unwesentlicher Teil. 70 Prozent haben sogar gehört, dass es bei Kollegen und Kolleginnen in den letzten zwei Jahren mit körperlichen Attacken einhergegangen sein soll und immerhin zehn Prozent haben es bereits selbst erlebt. Das ist gar nicht so wenig. Das bedeutet, dass jeder Zehnte einmal diese Erfahrung gemacht hat.“

Um dem entgegen zu wirken setzt die Ärztekammer, neben den bereits erwähnten Schritten auch auf Deeskalation. Sie bietet vermehrt Kurse an um Aggressoren und Gefährdungen zu erkennen und frühzeitig abfangen zu können. Mit einer Kombination all dieser Maßnahmen soll der Gewaltentwicklung entgegen gewirkt werden.

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O-TÖNE

Dr. Brigitte Steininger:

Was sind Maßnahmen gegen Gewalt?

Dr. Brigitte Steininger:

Was sind die Ursachen der Eskalationen?

Dr. Thomas Szekeres:

Wie sind die internationalen Entwicklungen?

Dr. Johannes Steinhart

Welche Kurse bietet die Ärztekammer an?

Dr. Johannes Steinhart

Was sind die Ergebnisse der Umfrage?

Dr. Thomas Szekeres:

Was kann gegen die Gewalt getan werden?

TWITTER KURZINFO

Die Österreichische Ärztekammer fordert aus konkretem Anlass mehr Maßnahmen zum Schutz von Ärztinnen und Ärzten vor Gewaltübergriffen. DIEGANZE.INFO hier: https://tinyurl.com/y5uzxm59

Gesprächspartner

a.o. Univ.-Prof. Dr. Thomas Szekeres, Präsident der Österreichischen Ärztekammer und Präsident der Wiener Ärztekammer

MR Dr. Johannes Steinhart, Vizepräsident und Kurienobmann niedergelassene Ärzte der Österreichischen Ärztekammer und der Wiener Ärztekammer

Dr. Brigitte Steininger, Referentin für LKF und Standardspitäler der Bundeskurie angestellte Ärzte der Österreichischen Ärztekammer, Vizepräsidentin der burgenländischen Ärztekammer

Quelle

Österreichische Ärztekammer
Öffentlichkeitsarbeit
Weihburggasse 10-12
1010 Wien

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