Fundraising Verband präsentiert
Entwicklung des Spendenjahres 2019
WienerInnen spenden am häufigsten mit einem Spendenanteil von 71 Prozent und WestösterreicherInnen spenden am Meisten mit durchschnittlich 124 Euro. Im Durchschnitt liegt die bundesweite Spende so bei 113 Euro. Insgesamt wurden in Österreich im Jahr 2019 700 Millionen Euro gespendet, das ist doppelt so viel wie vor zehn Jahren. Weitere Schlüsselergebnisse des zehnten Spendenberichts, präsentiert Dr. Günther Lutschinger, Geschäftsführer Fundraising Verband Austria, so:
„Das Spendenvolumen ist von 2017 auf 2018 auf 3,8 Prozent gestiegen und wird heuer um rund 2,2 Prozent weiter steigen. Wir sehen, dass der Trend der letzten Jahre, dass sich die ÖsterreicherInnen sehr stark engagieren im sozialen Bereich, im Tierschutzbereich, aber auch in anderen Bereichen, stärker wird. So hat sich das Spendenaufkommen, etwa der österreichischen Universitäten oder auch im Kulturbereich überproportional stark entwickelt. Noch nie gab es so viele Spendenorganisationen wie heute. Die Liste der spendenbegünstigten Vereine hat sich auf 1314 erhöht, und da kommen noch die Feuerwehren dazu. Der Trend ist insofern erfolgreich und erfreulich, weil sich der Anteil der Bevölkerung, die sich am Spendenwesen in Österreich beteiligen nicht so stark reduziert hat, wie in anderen europäischen Ländern. Sondern, sozusagen ein bisschen schwankt, aber mit zwei Drittel der Bevölkerung, die regelmäßig spenden, auf einem hohen Niveau bleibt. Dennoch müssen wir sagen, dass Österreich ein Land der Kleinspender ist. Das was uns von Deutschland oder der Schweiz unterscheidet, sind ein fehlender gemeinnütziger Stiftungssektor. Hier ist noch Luft nach oben, und Potential vorhanden, dass Menschen sich für den gemeinnützigen Sektor engagieren.“
Besonders starke Motive für das Spenden sind das Wissen, wofür eine Organisation eintritt und die Sicherheit über die Zweckgerechtigkeit der Spende. Österreich ist eines der sichersten Spendenländer. Denn drei von vier der 100 größten Non-profit- Organisationen (NPOs) tragen das österreichische Spendengütesiegel. Neben der Sympathie mit der jeweiligen Organisation wirken sich vor allem die Betroffenheit mit der Not anderer und Einzelschicksale auf die Spendenmotivation aus. Solidarität mit den Armen und Schwachen ist für rund 55 Prozent der Befragten ein Grund zu spenden. Wofür die ÖsterreicherInnen am Meisten spenden erklärt, Mag. Dr. Bernhard Hofer, Geschäftsführer von Public Opinion:
„In den letzten Jahren hat sich am obersten Ranking kaum etwas getan. Es gibt immer das Ranking: Kinder, Tiere, Katastrophenhilfe im Inland. Speziell die Katastrophenhilfe schwankt je nach Bedrohungspotential und je nach Eintrittswahrscheinlichkeit einer Katastrophe. Kinder liegen mit 27 Prozent an der Spitze, gefolgt von Tieren. Nach den neuesten Zahlen, die wir erwarten, weil wir gerade am auswerten sind, dürfte sich das im Jahr 2019 umdrehen. Hier werden Tiere sehr stark hinzugewinnen. Das ändert aber nichts an der Spitzenposition der beiden Bereiche Kinder und Tiere. Im Laufe der letzten zehn Jahre hat auch sukzessive die Zielgruppe Bettler, Obdachlose, oder sozial Benachteiligte zugenommen. Das ist etwas, was offensichtlich auf dem Visier von Herr und Frau Österreicher ist.“
Jeder dritte Spenden-Euro wird von der Steuer abgesetzt. Die Spenden-Absetzbarkeit gilt aber nur für bestimmte Bereiche. Laut einer Studie von Eco- Austria könnte die Ausweitung der Spenden-Absetzbarkeit jährlich 35 Mio. Euro mehr für gemeinnützige Projekte einbringen. Dr. Günther Lutschinger, Geschäftsführer vom Fundraising Verband Austria, wünscht sich deshalb von der zukünftigen Regierung mehr Wertschätzung für die SpenderInnen:
„Ein Thema, das uns seit vielen Jahren begleitet, ist die Spenden-Absetzbarkeit, die deutlich dazu beigetragen hat, dass das Spendenvolumen in Österreich gestiegen ist. Was wir sehen ist, diese Zahl der SpenderInnen schwankt ein bisschen, ist aber erfreulicherweise auch gestiegen. Die Durchschnittsspende ist höher geworden, man ist großzügiger wenn der Finanzminister hier auch einen Beitrag leistet. Insgesamt, und das ist glaube ich auch wichtig für die neue Bundesregierung, sind bereits 94 Prozent aller Spenden begünstigt. Nur mehr Sechs Prozent aller Zwecke und auch Organisationen, die um Spenden ersuchen sind nicht begünstigt. Ich darf Ihnen die drei wesentlichen Bereiche auch erwähnen: Bildung ist in Österreich nicht spendenbegünstigt. Ein Projekt in Afrika, ein Entwicklungshilfe Projekt das Bildung umfasst ist begünstigt, Zuwendungen an eine österreichische Schule oder einen Verein der lernschwache Kinder unterstützt ist nicht begünstigt. Ich denke es ist Zeit auch diesen Punkt in Angriff zu nehmen. Das zweite große Thema ist Tierschutz. Obwohl, wie wir gehört haben, Tierschutz zu den wichtigsten Zwecken der ÖsterreicherInnen gehört, sind nur Tierheime also ein sehr eingeschränkter Teil begünstigt. Der klassische Tierschutz in Österreich ist weiterhin, anders als in Deutschland oder der Schweiz nicht spendenbegünstigt. Last but not least möchte ich erwähnen, dass der österreichische Sport auch nicht begünstigt ist. Das heißt auch die Aktionen, die etwa über die Sporthilfe laufen, oder andere Sammelvereine im Sportbereich sind heute ausgeschlossen. Das Volumen das hier noch nicht begünstigt ist, von diesen 700 Millionen, sind etwa 40 bis 45 Millionen Euro an Spenden. Ein Drittel davon kostet das den Finanzminister, also in etwa 10 Millionen Euro Steuerausfall, ein Betrag der absolut verkraftbar ist aus unserer Sicht und hier auch im Regierungsprogramm hoffentlich Eingang findet.“
Abzuwarten bleibt, wie sich die Sammlungen rund um die Weihnachtszeit auswirken werden. Diese betragen in der Regel 25 bis 30 Prozent des gesamten Aufkommens. Vor allem, weil auch dieses Jahr zum ersten Mal in Österreich im größeren Rahmen, am 3. Dezember der „Giving Tuesday“ stattfindet. Unternehmen, Spendenorganisationen und Privatpersonen engagieren sich an diesem Tag mit kreativen Spendenaktionen, ehrenamtlichen Mitarbeiteraktivitäten, sowie Geld- und Sachspenden.