13.November, 2019

Bedeutung und Ablauf der Plasmaspende

Schluss mit Mythen und Legenden

Plasma ist ein Rohstoff der nicht künstlich hergestellt werden kann und als Ausgangsmaterial verwendet wird, um lebenswichtige Medikamente herzustellen. Aufgrund ihrer Effektivität und der steigenden Nachfrage braucht die Medizin immer mehr Plasmaproteinpräparate. Allein der Bedarf an Immunglobulinen ist von 47,4 Tonnen im Jahr 2000 auf 197 Tonnen im Jahr 2018 gestiegen. Laut Prognose werden im Jahr 2026 rund 335 Tonnen gebraucht werden. Seit 6. November gibt es in Wien ein neues Plasmazentrum in der Operngasse. Hier können jeden Tag mehr als 300 SpenderInnen behandelt werden. Österreich ist schon lange ein Pionierland was Plasmaspenden betrifft. Das erste Plasmaspendezentrum Europas wurde hier 1964 eröffnet, und noch heute werden etwa fünf der weltweit 60 Millionen Liter des gespendeten Plasma in Fraktionieranlagen in Österreich zu Arzneimitteln verarbeitet. Dr. Matthias Gessner, Leiter der Europäischen BioLife-Plasmazentren, gibt einen Überblick über Zahlen, Daten und Fakten:

“Insgesamt gibt es in Österreich, inklusive diesem neuen Zentrum, 18 Plasmazentren. Davon gehören 10 zur Biolife Gruppe. Die 17 Plasmazentren haben im letzten Jahr ungefähr eine halbe Million Liter Plasma in Österreich aufgebracht. Das klingt natürlich erstmal enorm, aber man muss sich auch bewusst sein, dass Plasma zu 90% aus Wasser besteht. Die brauchbaren Eiweiße sind nur ein kleiner Anteil der Spende. Das Volumen ist also enorm, aber die Aufgabe in der Verarbeitung besteht genau darin, die Eiweiße einzeln aus dem Plasma heraus zu holen. Dadurch wird die Menge schon wesentlich weniger, während der Bedarf weiter steigend ist. Die Wachstumsraten über den Bedarf der letzten Jahre waren zirka bei sechs bis acht Prozent pro Jahr. Das wird auch in Zukunft erwartet.”

Nicht nur Menschen mit seltenen Erkrankungen profitieren von Präparaten aus Plasmaproteinen - jede und jeder von uns könnte einmal ein Medikament aus Blutplasma benötigen, entweder im Rahmen einer Operation, nach einem Unfall als natürlicher Wundverschluss oder bei Verbrennungen. Durch Plasmaspenden können Betroffene wieder ein normales und vor allem schmerzfreies Leben führen. Eine dieser Betroffenen ist Apollonia Schipits. Sie leidet unter dem Hereditären Angioödem. Eine Krankheit die vererbbar und nicht heilbar ist. Insgesamt sind 120 bis 140 Personen von dieser Krankheit in Österreich betroffen. Das Hereditäre Angioödem äußert sich beispielsweise durch schmerzhafte Bauchkrämpfe und Schwellungen. Vor allem jene im Kehlkopfbereich, sind tödlich. Nur eine Plasmaspende kann betroffene helfen und trotzdem entscheiden sich nur sehr wenige Menschen Plasma zu spenden - obwohl das Verfahren nicht kompliziert ist und mit einer Aufwandsentschädigung von € 25.- vergütet wird.

„Voraussetzung für die Plasmaspende ist, dass man sich gesund fühlt. Das ist natürlich die Grundvoraussetzung und wir sehen uns alle Spender an, ob sie das auch gesundheitlich vertragen - was bei den meisten der Fall ist. Man muss sich im Plasmazentrum anmelden, wird dort zunächst gründlich medizinisch untersucht. Es gibt auch einen Fragebogen in dem die medizinische Geschichte abgefragt wird. Wenn sich da alles als in Ordnung herausstellt und es keine Schwierigkeiten gibt, kann man als Spender zugelassen werden und kann ab dann auch regelmäßig ins Plasmazentrum kommen. Bei jeder Spende wird wieder eine medizinische Diagnose gemacht, um sicher zu stellen, dass sich nichts geändert hat."

Alle gesunden Menschen über 18 Jahre dürfen Plasma spenden, wenn das Körpergewicht über 50 kg und unter 150 kg beträgt und die gesundheitlichen Voraussetzungen erfüllt sind. Beim Pressegespräch war auch Alexander Fenz zu Gast. Er hat in seinem Leben schon 471 Mal Plasma gespendet. Für ihn bedeutet Plasmaspenden nicht nur Teil einer Gemeinschaft zu sein, sondern auch das Gefühl einen positiven Beitrag zu leisten und Leben retten zu können. Dr. Matthias Gessner, Leiter der Europäischen BioLife-Plasmazentren betont, warum Plasmaspenden so wichtig ist:

“ Einerseits gibt es diese seltenen Krankheiten, die genetisch bedingt sind und wo Immungloboline als Ersatz gegeben werden müssen. Natürlich gibt es auch sekundäre Immunschwächen, die durch Behandlungen erzeugt werden. Oder auch neurologische Erkrankungen, bei denen Antikörper Immungloboline benötigt werden. Das sind Erkrankungen die jeden treffen können. Es gibt auch andere Produkte Albomin zum Beispiel, das aus Plasma gewonnen und eingesetzt wird als Volumenersatz bei Operationen. Wichtig auch bei Brandverletzungen. Also der Bedarf an Plasmaprodukten kann für jeden bestehen. Das ist nicht nur ein kleiner Teil, sondern die ganze Bevölkerung.”

BioLife Europe betreibt derzeit mehr als 30 Zentren in Europa. Zehn davon befinden sich in Österreich, vier davon in Wien. Im neuen Plasmazentrum in der Operngasse befinden sich auf
1000 m2 Fläche Platz für bis zu 36 Liegen für die etwa einstündige Plasmaspende. Jeden Tag können mehr als 300 Spender und Spenderinnen betreut werden.

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BILDER

Im Bild: v.l.n.r. Ing. Mag. Monika Maria Wiesner (Takeda Austria); Apollonia Schipits (HAE-Austria – Selbsthilfegruppe für das Hereditäre Angioödem); Univ.-Prof. Dr. Hermann Wolf (Facharzt für Immunologie, Immunologische Tagesklinik Wien); Alexander Fenz

DATEIEN

TWITTER KURZINFO

DIEGANZE.INFO zu Plasmaspenden in Österreich, Schluss mit Mythen und Legenden + das modernste Plasmaspendenzentrum Österreichs hat eröffnet, Ärzte, Spender und Betroffene berichten: https://tinyurl.com/tbchajk

Gesprächspartner

Apollonia Schipits, HAE-Austria – Selbsthilfegruppe für das Hereditäre Angioödem

Univ.-Prof. Dr. Hermann Wolf, Facharzt für Immunologie, Immunologische Tagesklinik Wien

Alexander Fenz, Plasmaspender

Dr. Matthias Gessner, Leiter der Europäischen BioLife Plasmazentren

Quelle

Public Health PR GmbH
Albertgasse 1A/6
A-1080 Wien
www.publichealth.at

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